digitalisierte Keramik II / digitized pottery II

Einer der ersten hier von mir veröffentlichten Beiträge, beschäftigte sich mit den Möglichkeiten der Darstellung von digitalisierter Keramik. Und wie ich es vor Monaten versprochen habe, folgt hier ein kurzer Nachtrag zur Visualisierung fragmentierter Gefäße.

Original Scan

Für die Ergänzungen Rekonstruktion der Tasse habe ich die Scans aus dem Original Beitrag verwendet. Diese sind leider etwas unsauber geraten, Rauschen, Überlappungen, unscharfe Texturen und weit entfernt davon Wasserdicht zu sein.

Tasseuntex

In diesem Moment sitze ich vor einer Neuauswertung und Berechnung eben dieser Keramikscans um diese Fehler auszumerzen. Das ist wohl auch einer der größten Vorteile an der Fotogrammetrie als Methode. So kann jedes Objekt, solange die Originalbilder noch erhalten sind mit neueren Ansätzen, Software und in meinem Fall, mehr Wissen erneut verarbeitet werden.

virtuelles Kleben

Das zusammensetzen von zerbrochenen Gefäßen war für mich immer einer der faszinierendsten Arbeitsschritte in der Fundaufarbeitung. Vorsichtig alle passenden Scherben zusammentragen. Danach ein erstes Anpassen der einzelnen Stücke gefolgt vom zusammenkleben mit übel riechendem Klebstoff und dem fixieren der geklebten Stücke mithilfe von Kreppband und einem Sandbecken.

Leider lassen sich diese zusammengesetzten Stücke extrem schlecht verpacken und nehmen viel Platz in den bereits überlaufenden Archiven und Magazinen der Universitäten und Landesämtern ein. Auch lassen sich nur wirklich stabile Keramiken zusammensetzen. Sobald sie also aufgrund der Erhaltungsbedingungen im Boden, etwas fragiler sind neigen sie dazu neben den Klebestellen zu brechen und dürfen daher nicht zusammengesetzt werden.

Tasse

Beim virtuellen Kleben entfallen viele dieser Hürden. Da es keine Gravitation und Kräfte in der 3D Software gibt, können die Stücke zusammengesetzt werden ohne Beschädigungen durch Kleber, unsachgemäße Handhabung oder einfaches Fallenlassen zu fürchten. Auch wird das Objekt nicht instabiler durch seine Größe und nimmt weniger Platz in der Lagerung ein. Die Objekte selbst müssen nur für die Kameraaufnahme bewegt werden. So können auch extrem poröse oder fragile Scherben digitalisiert und später sicher kombiniert werden.

Doch warum kleben Archäologen überhaupt ?

Neben der Freude ein Puzzle zu lösen das eine unbekannte Anzahl an Teilen besitzt, nie vollständig ist und sich in tausend verschiedenen Beuteln versteckt, gibt es wichtige Gründe für diese Rekonstruktionen.

Durch das zusammensetzen können Verbindungen zwischen verschiedenen Befunden hergestellt werden. So ist es durchaus nicht ungewöhnlich aus verschiedenen Gruben in Siedlungen Stücke Ein- und Desselben Gefäßes zu finden. Dies ermöglicht direkte Rückschlüsse auf die Datierung und Deutung der einzelnen Befunde.

Für die Auswertung und Typologische Einordnung gefundener Gefäße ist es wichtig nach Möglichkeit ein komplettes Profil jedes Gefäßes zu erhalten bzw, eine möglichst große verzierte Fläche.

Und natürlich kann es auch in den Grabungsauflagen vermerkt sein, dass Keramiken so weit wie möglich zusammenzusetzen sind. Dies beschleunigt die spätere erneute Auswertung und erhöht die Ausstellbarkeit der einzelnen Objekte.

Rekonstruktion des Gefäßes

Die hier zusammengesetzten Scherben ergaben ein sehr schmales Profil vom oberen Rand der Tasse bis zum Ansatz des Bodens. Der Gefäßdurchmesser lässt sich durch die Mündungsweite des erhaltenen Randes bestimmen.

Anhand dieser Parameter habe ich ein mögliches Aussehen der Tasse zum Originalfundmaterial hinzugefügt.Tasse6

 

Gut an diesem Objekt ist zu erkennen das, gerade im Bereich des Henkels, die Form der Mündung eher unregelmäßig den Rund ist. Zur besseren Sichtbarkeit der Bruchkanten habe ich das Rekonstruierte Objekt ein wenig kleiner gefertigt. Die Scherben stehen so leicht über das Rekonstruierte Gefäß über.

Tasse04Im aufgeschnittenen Zustand lässt sich vor allem das Rekonstruierte Profil gut nachvollziehen. Gerade auf der Innenseite ist die Oberfläche offensichtlich weniger gut geglättet. Die Fehlstelle in der Mitte der Tasse ist ein Fehler meinerseits und wird bereinigt werden sobald Teil III der Keramikvisualisierung hier erscheint.

Animation der Erhaltung

Das unten eingebettete Video ist ein erstes Testrendering zum Versuch die Keramik beweglich in Blender darzustellen.

Dabei steht vor allem das Verhältnis von erhaltenen Keramikbruchstücken im Vergleich zum rekonstruierten Objekt im Fokus.

Ausblick

Sobald ich die bereits aufgenommenen Scherben erneut berechnet habe und die noch nicht vorhandene Größenskalierung vorgenommen habe. Wird hier in einem weiteren Beitrag zu digitalisierter Keramik das berechnen von Volumen, Maßen und Winkeln einzelner Oberflächendetails im Fokus stehen.

Bis dahin, Danke für die Aufmerksamkeit.


 

English Version

One of the first published articles on this blog dealt with the possibilities of representation of digitized ceramics. And as I promised a few months ago here follows a short addendum to the visualization of fragmented vessels.

Original Scan

For the reconstruction of the cup supplements I have used the scans from the original post. These are, unfortunately, a bit messy, noise, overlaps, fuzzy texture and far from Waterproof.

Tasseuntex

At this moment, I  just eradicate these errors prior to a re-evaluation and calculation precisely this ceramic scans. This is probably one of the biggest advantages of photogrammetry as a method. So each object can, as long as the original images are preserved, be redone with newer approaches, software and in my case, more knowledge be reprocessed.

virtual bonding

The reconstruction and fixing of broken vessels was for me always one of the most fascinating steps in the find processing.

Carefully collect new pieces. Then after a first adaptation of the individual pieces followed by sticking together with fetid glue and fixing the glued pieces using masking tape and a sandy pool.

Unfortunately these composite pieces are extremely dificult in packaging and take a lot of space in the overflowing archives and magazines of the country’s universities and offices. Also can only really stable ceramics be composed. Once it is somewhat fragile due to the preservation conditions in the ground, it tends to break the splices and therefore must not be assembled.

Tasse

When virtual bonding accounts for many of these hurdles. Because there is no gravity and forces in the 3D software, the pieces can be assembled without any damage by adhesive, improper handling or simple traps to fear. Also, the object is not unstable because of its size and takes up less space in storage. The objects themselves must only be touched and moved for the recording camera. So also extremely porous or fragile sherds can be digitized and combined safely later.

But why stick archaeologists at all?

Besides the pleasure to solve a puzzle that has an unknown number of parts, is never complete and hiding in a thousand different bags, there are quite important reasons for these reconstructions.

By assembling its possible to establish links between different findings and features. So it is not uncommon for various ditches in settlements to contain pieces of one and the same vessel. This allows direct conclusions about the dating and interpretation of the individual features.

For the evaluation and typological classification of found vessels, it is important  to obtain a complete profile of each vessel or a large as possible decorated surface.

Also it may be restricted in the excavation regulations that ceramics are put together as much as possible. This speeds up the subsequent reevaluation and increased ability to exhibit individual objects.

reconstruction of the vessel

The here composed shards resulted in a very thin profile from the top of the cup to the base of the object. The vessel diameter can be determined by the mouth diameter of the resulting edge on the top side.

Using these parameters, I have added a possible appearance of the cup to the original archaeological material.  Tasse6

Clearly visible on this object is that, especially in the area of ​​the handle, the shape of the mouth is more irregular then round. For better visibility of the breaklines I have made the reconstructed object is a little smaller. The shards are so more easily viewed above the reconstructed vessel.

Tasse04

In a cut state, the profile of the cup is better visible. Just inside, the surface is apparently less well smoothed then the outer face. The flaw in the middle of the cup is a mistake on my part, and will be adjusted as soon as part III of the ceramic visualization appear here.

animating conserverd and reconstructed parts

The embedded video below is a first test rendering to attempt to better understand and view the conserved material versus the reconstructed parts in Blender.

outlook

As soon as I redone the original data I will focus on the scaling and volume calculation of archaeological ceramics. So I will publish some mathematical possibilities of virtual pots.

Until then, thank you for your attention.

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