digitalisierte Keramik und ihre Möglichkeiten

Diese Tasse wurde auf einer studentischen Forschungsgrabung der FU-Berlin, im Havelland gefunden. Sie bot sich für mich als Testobjekt zur 3D Digitalisierung aus mehreren Gründen an:

  1. Sie war verfügbar da sie noch in der Fundaufarbeitung verblieben war
  2. sie besteht aus mehreren Einzelscherben die altgebrochen und in überschaubarer Menge vorhanden waren
  3. insgesamt lässt sich durch die „zusammengeklebten“ Scherben ein komplettes Profil des Gefäßes rekonstruieren
  4. ich hatte Hoffnung das die Oberflächenstruktur, gerade der facettierte Umbruch, nicht ganz im Modell verloren geht
Aussenseite einer Tasse aus dem Havelland, bestehend aus acht Einzelscans

Also ging ich in den Fundkeller und fotografierte los.

Dabei beging ich einige Anfängerfehler. So fotografierte ich aus Speichergeiz nur im JPEG Format, obwohl meine Kamera durchaus in der Lage ist im RAW Format zu fotografieren. Dies ist nicht sehr dramatisch allerdings reduziert es die Möglichkeiten der Nachbearbeitung, gerade im Hinblick auf Helligkeit und Schärfe doch sehr.
Weiter habe ich eindeutig zu dunkle Lampen verwendet und einen falschen Farbhintergrund. Dies hatte tiefe Schatten auf der Kalibrationsunterlage zur Folge. Diese Bildartefakte konnten nur durch das Maskieren jedes einzelnen Bildes aus der 3D-Berechnung herausgehalten werden.
Wirklich negativ wirkte sich allerdings mein damals noch fehlendes Können und Wissen über Blende und Tiefenschärfe aus. Zwar stand die Kamera auf ihrem Stativ relativ gut doch das Auslösen am Gerät verwackelte jede Aufnahme leicht. Nach einigen matschigen Bildern, stieg ich auf eine 2 Sekunden Auslöseverzögerung um.

Innenseite einer Tasse, rekonstruiert aus 8 Einzelscans

Insgesamt habe ich acht Einzelmodelle aufgenommen. Also je Scherbe zwei. Eins von der Ober und eins von der Unterseite.
Montiert habe ich die Modelle mit ihren auf den Fotos basierten Texturen später in einem externen 3D Programm. Dies ging erstaunlich leicht von der Hand und dürfte vor allem für sehr empfindliche Funde eine echte Alternative zum Kleben darstellen.

Wirklich überrascht hat mich die Qualität der Oberflächenwiedergabe, die sogar kleinere Abplatzungen sowie Knetspuren im inneren detailgetreu wiedergeben kann.

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2 Antworten

  1. Hallo,
    vielen Dank für den schönen Blog, der auf so schöne Weise viele Anwendungsmöglichkeiten der 3-D-Visualisierung zeigt!
    Ich bin selbst Archäologiestudentin und in diesem Gebiet hat man so manches Mal das Gefühl, dass das Fachwissen lediglich in analoger Form in den hintersten Ecken der Unibibliothek steht (habe schon abenteuerliche Erfahrungen mit Sitzstatuen, deren letztes Foto von 1920 ist und „aktuellster“ Literatur in Frakturschrift…).
    Aber, um zum Thema zurück zu kommen, mich würde interessieren, was du für Programme verwendest, besonders für das Erstellen der Modelle durch Fotos. Gibt es da auch Freeware? Und inwiefern sind die Programme mit Blender kompatibel?
    In dem Bereich bin ich selbst nur Autodidakt in kleinem Maßstab und würde mich über ein paar Tipps vom „Fachmann“ freuen!
    LG
    Julia

  2. Hallo Julia,

    Sry für das verspätete antworten.

    Ich benutze hauptsächlich Agisofts Photoscan (die Edu Lizenz ist sehr erschwinglich http://www.agisoft.ru) um die Modelle grob zu erstellen. Die Verfeinerungen und Analysen erfolgen dann in CloudCompare, Meshlab und Blender.

    Es gibt natürlich auch Freeware/Opensource Anwendungen als Alternative zu Agisoft. Da wären VisualSFM und 123D Catch von Autodesk. Visual SFM ist zwar schwieriger zu benutzen liefert aber gute Resultate. 123D Catch ist leider eher das Lego Duplo unter den Photogrammetrie Programmen. Die Grundsätzlichen Funktionen sind zwar enthalten aber stark vereinfacht und besitzen nur wenige Einstellmöglichkeiten.

    Ich hoffe das hat ein paar Fragen beantwortet.

    LG
    Eik

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