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Rekonstruktionen in der Archäologie
Jede Vorstellung die in der breiten Öffentlichkeit, über das Leben in vergangenen Zeiten existiert, ist geprägt von rekonstruierten Bildern. Zwar werden seit Jahrhunderten, Funde ausgestellt und Ruinen begangen, jedoch bieten nur sogenannte Lebensbilder dem Betrachter einen umfassenden Einblick in die Zusammenhänge zwischen Funden und Befunden.
Notwendig sind Rekonstruktionen und Ergänzungen, da die meisten Funde nur fragmentarisch erhalten sind oder durch lagerungsbedingte Prozesse stark von ihrem ursprünglichen Aussehen abweichen.
Seeuferrand Siedlungen
Mit dem Einsetzen der Untersuchungen im Bereich des Bodensees, Anfang des 20. Jh., prägte sich das Bild von mitten im Wasser errichtete Plattformen auf, denen die eigentlichen Gebäude errichtet wurden. Begründet wurde diese Deutung mit den tausenden Pfosten, die im Bodenseekreis im Uferbereich unter Wasser angetroffen wurden. Durch einen langsam absinkenden Wasserpegel wurde die Untersuchung dieser Pfosten möglich.
Die ersten Rekonstruktionen durch Hans Reinerth zeigten große bebaute Plattformen mitten im See, die romantisch zwischen aufgewühlten Wasser im Sonnenuntergang standen. Maßgeblich beeinflusst wurde dies durch den Hang zu romantisierenden Vorzeitdarstellungen. Auch Zeichnungen von Bauten aus asiatischen Kolonien dürften einen guten Teil beigetragen haben.
Heute sind diese Rekonstruktionen zum großen Teil wissenschaftlich widerlegt. So wurden die Pfosten der Bauten zwar in modernen Seen gefunden, in denen die Erhaltungsbedingungen sehr gut waren, dürften aber ursprünglich zu Bauten im Bereich des trockenen Ufers gelegen haben. Die herausgehobene Bauweise diente bei saisonalem Hochwasser zum Sichern der Wohnstätte, die so nur eine kurze Zeit des Jahres im Wasser stand.
Die Macht der Bilder
Das sich wissenschaftliche Ansichten und Deutungen über die Zeiten ändern, gehört zum wissenschaftlichen Diskurs und ist normal. In selber Weise ändern sich auch Rekonstruktionen, zum Teil gravierend. Leider ändern sich bereits veröffentlichte Rekonstruktionen nicht nachträglich.
Da eben diese Lebensbilder möglichst großen Eindruck auf den Betrachter haben sollen ist es schwer, irreführende ältere Bilder gegen neue auszutauschen. So waren z.B. für lange Zeit die unwissenschaftlichen Hörnerhelme für viele Menschen absolut natürlich. Sie basieren zwar nicht auf Forschungsergebnissen, sondern reiner Fantasie, gaben den Nordmännern aber ein wundervoll grausames Aussehen.
Bilder wie dieses sind schnell in die allgemeine Wahrnehmung eingebrannt aber schwer wieder aus ihr zu entfernen. Hierin liegt die eigentliche Kritik an Rekonstruktionen gegenüber reiner Befunddokumentation.
Rekonstruktionen bestehen daher immer aus mehreren Bestandteilen:
- Wissenschaftliche Forschungsergebnisse
- Ergänzungen basierend auf logischen Zusammenhängen und z. B. Statisch relevanten Erfordernissen
- Erfahrungen und ästhetischen Vorstellungen dessen der die Rekonstruktion vornimmt
- Zeitgeist
Da viele dieser Aspekte keine harten Fakten sind, ist jedes Lebensbild immer ein Kompromiss zwischen nüchterner Forschung und den Konsumerwartungen der Rezipienten.
Grundlagen der Hausrekonstruktion
Die hier vorgestellte Rekonstruktion habe ich für eine Lange Nacht der Wissenschaften der Freien Universität Berlin angefertigt. Es handelt sich zwar um echte Forschungsergebnisse, jedoch werde ich nicht die direkte Lokalisierung nennen. Obwohl die Datengrundlage relativ gut ist, aus archäologischer Perspektive, sind sehr viele Aspekte an den folgenden Bildern stark hypothetisch bzw. die Originalbefunde stark ergänzt dargestellt.
Befunderhaltung und Grabungsmethode (Ausgangsmaterial der Rekonstruktion)
Durch die spezielle Struktur der zum Haus gehörenden Tell-Siedlung, und der exzellenten Erhaltung verbrannter Architekturelemente konnte der Boden des ersten Stock des Hauses komplett heraus präpariert werden. Die Befunde und Funde wurden dreidimensional mit dem Tachymeter eingemessen, und in Schichten fotogrammetrisch erfasst. Durch diese Methodik könnte unabhängig von Planum und Profil nach natürlichen Schichten gegraben werden.
Es zeigte sich ein zweiteiliger Fußboden, der durch einen „Flur“ im Erdgeschoss voneinander getrennt war. Das finale Brandereignis, dass letztendlich den Bau vernichtete, verziegelte diesen Boden. Zwar zerbrach dieser beim Einsturz des Gebäudes in große Stücken, konnte aber komplett dokumentiert werden. Er bestand aus Spalthölzern, die bretterartig ausgelegt waren und danach mit Lehm verstrichen wurden. Diese Hölzer verbrannten zwar, ihre Abdrücke jedoch blieben erhalten. Daneben dient er als Trennschicht, die Funde aus dem ersten Stock von Erdgeschoss Funden trennt. Unter den Funden des ersten Stockes befanden sich eine größere Menge an Webgewichten sowie ein Podest.
Nach dem Abtragen des Zwischenbodens kamen die Funde des Erdgeschosses zutage. Dabei handelte es sich zum überwiegenden Teil um Keramiken. Der Boden des Erdgeschosses bestand aus einer festgestammten Lehmschicht die ebenfalls an der Oberseite verziegelte. Sie wurde durchstochen von den dachtragenden Pfosten, die sich durch den Schichtzusammenhang direkt als zum Gebäude gehörend, beschreiben lassen. Ebenfalls wurden Zwischenwände im Erdgeschoss gefunden, die noch leicht aufgehend dokumentiert wurden. Sie wurden von kleineren Pfosten begleitet.
Alle erhaltenen Baubefunde sind in der folgenden Animation in Rot dargestellt.
Ergänzungen und Interpretation
Bis auf die oben genannten Befunde wurde der Bau massiv ergänzt. So stellt die Lage wie auch Ausformung der Türen eine reine Annahme aufgrund der Binnengliederung des Baus dar. Als Höhe des Untergeschosses wurde etwa 2,1 m gewählt. Dies stellt einen guten Wert dar, der aufrecht stehen ermöglicht und sollte es Herde im Untergeschoss gegeben haben, den Rauch halbwegs in den Flur entlüftet. Der Dauchaufsatz direkt über dem Flur ist zugegeben, sehr unorthodox ausgeführt aber durchaus möglich.
Das Obergeschoss hat eine Wandhöhe von etwa einem Meter, da das aufliegende Dach die Stehhöhe garantiert. Vom Flur aus wurde der Zugang als durch zwei Steigbäume ermöglicht dargestellt. Zwar wurden diese nicht gefunden stellen aber die simpelste Art, ein oberes Stockwerk zu erreichen, dar. Ebenso denkbar wären, Leitern, Strickleitern, Seile oder aus Brettern geformte Stiegen.
Die Webgewichte aus dem Obergeschoss wurden zu einem einfachen Webstuhl ergänzt. Dies muss nicht zwangsläufig so der Fall gewesen sein, da die Gewichte auch einfach Kurse im Obergeschoss gelagert sein können.
Alles weitere Inventar beruht auf Annahmen und Fantasie. Die Gefäße sind zwar anhand echter Funde rekonstruiert, ihre Lage ist aber hypothetisch. Ebenfalls rein hypothetisch sind Stoffbündel, Felle, Säcke, Netze, Reusen und Werkzeuge. Es ist zwar davon auszugehen das etwas Vergleichbares existierte aber Form, Menge und Lage sind unklar.
Abschließend möchte ich noch mal betonen das es sich meine rein hypothetische Rekonstruktion handelt, die nur eine von zahllosen Möglichkeiten repräsentiert.
Über Kritik, Anmerkungen und Anregungen freue ich mich immer also lasst einfach einen Kommentar da…
Englisch Version
Disclaimer: This represents my first take on an longer english written text so there will be a lot of misspelling, incorrect grammar and other orthographic nightmares. So please be patient and leave a critical comment, so i can become better at this.
Reconstructions in archaeology
Every idea in the general public, there is about life in the past, is characterized by reconstructed images of excavated finds and features as well as historic heritage. Original finds and uncovered ruins gave an impression of the past, but only so called lifelike reconstructions give the viewer a comprehensive insight into the relationships between findings and results.
So reconstructions and additions are necessary, as most finds are not completely preserved or strongly differ by storage-related processes from their original appearance.
Lakeshore border settlements
With the onset of the investigations at the area of Lake Constance, in the early 20th c., the image of water built platforms in the middle of the lake were established as historic truth. This interpretation was based on the thousands of posts that were located in the Lake under water. The investigation of this post was made possible by a slowly sinking water levels.
The first reconstructions by Hans Reinerth showed large built-up platforms in the middle of the lake, which were romantically set between turbulent waters in the sunset. Key factors in this was the penchant for romanticizing ancient representations. Also drawings of buildings from Asian colonies may have contributed a good deal, to this idea.
Today, these reconstructions are refuted largely scientifically. So the posts of the buildings were indeed found in modern lakes, where the preservation conditions were very good, but may have originally located on buildings in the area of the dry shore. The prominent construction served with seasonal high water to back up the home, so there was only a short time of the year in the water.
The Power of Images
The change of scientific views and interpretations over time, is part of the scientific discourse and absolutly normal. In the same way reconstructions undergo some serious change too. Unfortunately the change of already published reconstructions afterwards is not possible.
Since it is this life pictures how have a large impression on the viewer, it is difficult to exchange misleading older images with newer ones. Thus, the unscientific “horned viking helmet” for many people were absolutely natural for a long time. Although they are not based on research but pure fantasy, but gave the Northmen a wonderfully cruel appearance.
Images like this are quickly seared into the general perception but difficult to remove from it. Herein lies the real criticism of reconstructions compared to pure finding documentation.
Reconstructions always consist of several components:
- Scientific research
- Related supplements based on logic and z. B. Static relevant requirements
- Experiences and aesthetic ideasfrom whom undertakes the reconstruction.
- Zeitgeist
Since many of these aspects are no hard facts, every life image is always a compromise between sober research and consumer expectations of the recipients.
Fundamentals of house reconstruction
The presented reconstruction I made for a long night of science at the Free University of Berlin. It is based on real excavation data, but I will not mention the direct localization. Although the data base is relatively good, from an archaeological perspective, a many aspects of the following images are strongly hypothetical or the original findings shown greatly complements.
Degree of conservation and excavation method (starting material reconstruction)
Due to the special structure of the tell settlement belonging to the house, and the excellent preservation of burned architectural elements, it was possible to document the first floor of the house completely . The results and findings were documented in three dimensions with the total station, and additionaly recorded using photogrammetry for the different layers. Through this methodology could be dug independently of ground level and profile for natural layers.
There was a two-piece floor which was separated by a „corridor“ on the ground floor of one another. The final event of fire that eventually destroyed the building, charred this ground. Although the first level broke in the collapse of the building , it could be fully documented. It consisted of splitting wood, which were designed boards like and were then passed with clay. Although these woods burned but their imprints are preserved. He also serves as a locking layer, seperating the findings from the first floor and the ground floor. Among them were a greater amount of weaving weights and a pedestal.
After the removal of the first floor, the finds of ground floor were unearthed. These were ceramics for the most part. The floor of the ground floor consisted of a layer of stamped clay which also got charred at the top. It was pierced by the roof-supporting posts. Also partitions were found on the ground floor, which have been documented yet slightly rising. They were accompanied by smaller post.
All of the obtained commencement are shown in the animation below in red.
Amendments and interpretation
Except for the above findings, the building was heavily supplemented. Thus, the location as well as formation of the doors is a pure assumption due to the internal structure of the building. The height of the basement about 2.1 m was chosen freely by me. This provides a good amount, which allows poeple to stand upright and should have given the possible herds in the basement, vents that directs the smoke halfway into the hallway.
The upper floor has a wall height of about one meter, because the overlying roof guarantees the standing height. From the hall access was presented as possible by two climbing trees. Although these were not found, they make the simplest way to reach an upper floor, is. Also would be conceivable, ladders, rope ladders, ropes.
The loom weights from the floor were added to a simple loom. This need not be so necessarily been the case since the weights could only be stored upstairs.
All other inventory is based on assumptions and fantasy. The vessels are reconstructed while using real finds, but their location is hypothetical. Also purely hypothetical are the bundle of cloth, fur bags, nets, traps and tools. While it is to be assumed that something similar existed but the form, amount and location are unclear.
Finally, I would like to stress once more that it is my hypothetical reconstruction, which represents only one of countless possibilities.
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