Wozu braucht man 3D-Scans eigentlich als Archäologe? Ich habe doch die Originale im Magazin und kann im Zweifelsfall das Original untersuchen!
Diese Einstellung ist weitverbreitet und wird immer wieder gern geäußert.
Und als Archäologe kann ich diese Einstellung absolut nachvollziehen. Trotzdem möchte ich an einigen 3D-Scans, die wir 2022 zusammen mit Formwerk3D angefertigt haben, skizzieren, worin Vorteile von 3D-Scans liegen.
Schwierigkeiten mit originalen Holzfunden …
In dem kleinen vorangestellten Clip sind fünf separat gescannte Fragmente eines Scheibenrades aus Holz dargestellt. Während der Bergung dieses Rades zerbrach es in mehrere Stücke und wurde anschließend im Nassmagazin eingelagert. Natürlich kann man die Funde dort auch untersuchen, allerdings müssen sie dafür jedes Mal aus Ihren Lagerungspools entnommen werden und dürfen nicht austrocknen. Ebenfalls hinderlich ist das pure Gewicht des Holzes und Wassers.
Bearbeitungsspuren sind schwer zu fotografieren, da das Holz durch die Fechtbodenlagerung sehr dunkel verfärbt ist und nur mit starken Lampen fotografierbar ist. Daher haben wir für die Erfassung dieser Objekte auf einen Artec Eva-M Scanner zurückgegriffen. Dieser vermisst die Oberfläche mittels projiziertem Streifenlicht und liefert schnelle, saubere Ergebnisse. Durch die neue HD-Scan-Software in Artec Studio können wir auch feine Oberflächendetails sauber erfassen.
Eine Montage der einzelnen Komponenten wie im obigen Clip würde die sehr weichen Strukturen gefährden, da sie durchs Zusammenstecken schnell brechen könnten.
3D-Scans als digitale Zwillinge
Alternativ dazu lassen sich die digitalen Zwillinge leicht digital zusammensetzen und im Detail vermessen und dokumentieren. Die schattierten MatCAP Darstellungen zeigen deutlich Bearbeitungs- und Bruchspuren, die so im Original nur schwer sichtbar zu machen sind. So können Konstruktionsdetails und Abnutzungen schnell erfasst, vermessen und präsentiert werden.
Gleichzeitig muss niemand für diese Arbeiten in den eingeschränkten Räumlichkeiten eines Nassmagazins arbeiten, sondern benötigt nur seinen Rechner. Auch können parallel mehrere Personen die Objekte in Augenschein nehmen, da die digitalen Daten einfach zu teilen sind. So können Fachleute der verschiedensten Disziplinen parallel an denselben Objekten arbeiten, ohne dass die eigentlichen Objekte ihre sicheren Orte verlassen müssen.
Projektpartner
Die 3D Scans der Holzobjekte entstanden während meiner Arbeit für Formwerk 3D für Archäologische Illustrationen.
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