Frühes Eisen – der Dolch von Alaca Höyük / Early Iron – the Alaca Dagger

 

english version below…

Eisenzeit im Nahen Osten

Eisen ist bis heute einer der wichtigsten Werkstoffe und Pfeiler unserer Zivilisation. Seine Entdeckung und die erste regelhafte Nutzung als Rohstoff für Werkzeuge, Waffen, Rüstungen und Baumaterial führte in der Vergangenheit zu solch umfassenden Gesellschaftlichen Veränderungen das eine komplette Epoche nach ihm benannt wurde.

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Diese Eisenzeit setzt in vielen Gebieten zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten ein und markiert nicht die erste Nutzung dieses Materials sondern den Beginn der regelhaften Nutzung des Eisens. Im Nahen Osten setzt die Eisenzeit im letzten Viertel des 2. Jt. v. Chr. ein und führt zu einer extrem Neuordnung der Mächte. Möglich wird vor allem die Dominanz der Hethither durch ihre überlegenen Eisenwaffen und die wirtschaftliche Monopolposition die ihnen der handel dieses Rohstoffes brachte. Darauf deuten jedenfalls die Schriftquellen hin. Im Archäologischen Befund lassen sich bisher wenig direkte Hinweise auf Eisenproduktion, Werkplätze oder fertige Objekte finden.
Dieses Ungleichgewicht zwischen den Quellen lässt sich vielfältig erklären. Zum einen sind die Verarbeitungsplätze wahrscheinlich nur noch nicht entdeckt worden. Zum Anderen ist Eisen im Gegensatz zu Gold, Kupfer und Bronze empfindlich gegenüber Zerfallsprozessen im Boden. Auch der hohe Wert des Neuen Materials führte wahrscheinlich zu einer hohen Wiederverwertungsqoute beschädigter oder anderweitig unbrauchbar gewordener Objekte.

Früheste Eisenobjekte im Nahen Osten

Erste Eisenobjekte treten bereits ab 6000 v.Chr. auf. Eines der ersten stammt aus Samarra (Irak) und wird als Werkzeug beschrieben. Auch im Iran sind Eisenobjekte lange vor der Eisenzeit bekannt. Bei ihnen handelt es sich um drei Eisenkügelchen aus Tepe Sialk. Alle der sehr frühen Eisenobjekte sind schlecht überliefert und eher mager untersucht.

Unter den frühen bestätigten Eisenfunden des vorderen Orients sticht einer besonders hervor. Es handelt sich um einen goldbeschlagenen Eisendolch aus einem bronzezeitlichen Grab in Alaca Höyük.

Dagger Alacahoyuk
Original Dolch von Noumenon (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) oder GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons
Allein der goldene Griff und Scheidenbesatz ist für sich genommen schon etwas besonderes. Allerdings sind Goldobjekte in der Bronzezeit zwar selten aber nicht unbekannt. Dies liegt vor allem an der Verfügbarkeit von gediegenem Gold das trotz hoher Schmelztemperaturen relativ rein und leicht zu verarbeiten ist. Es kann mithilfe von Salzen auch unter geringeren Temperaturen verflüssigt werden oder auch „kaltgeschmiedet“ werden.

Die Goldbestandteile sind nicht ungewöhnlich da es als gediegenes Material relativ leicht verarbeitet und auch „kalt“ geschmiedet werden kann. Nichts desto trotz bleibt die Verarbeitung und Menge des verwendeten Edelmetalles eindrucksvoll. Eine wirkliche Sensation stellt allerdings die Klinge des Dolches dar. Diese besteht aus Eisen welches in der Bronzezeit nur extrem selten auftritt. Der Dolch selbst wird auf etwa 2800 – 2400 BC datiert und ist damit mehr als 1000 Jahre früher geschaffen worden als die eigentliche Eisenverarbeitung einsetzt. Noch dazu handelt es sich um ein vergleichsweise großes Eisenobjekt das in seiner Machart lange ein Einzelstück blieb.

 

Doch woher kam das benötigte Eisen?

Als Quellen von Roheisen kommen neben sehr seltenen gediegenen Eisenvorkommen, auch Eisenerze sowie Meteoriten in Frage. Die Verhüttung von Eisenerzen dürfte in dieser Zeit noch keine Rolle gespielt haben. Dies liegt zum einen an der schwierigen Gewinnung als auch an der komplexen Aufreinigung und Verhüttung des Rohmaterials. Diese Arbeitsschritte erfordern ein Hohes Maß an Erfahrung und eine Vielzahl einzelner Arbeitsschritte. Das wissen um die Verarbeitung und Gewinnung von Eisen für Waffen muss wenigstens temporär in Alaca Höyük verfügbar gewesen sein. Dies belegen weitere Eisenfunde von diesem Fundort. Neben dem hier aufgeführten Dolch stammen fünf weitere Objekte aus diversen fürstlichen Bestattungen dieses Zeithorizontes.

Meteoreisen hingegen kann ähnlich wie gediegene Metalle relativ einfach verarbeitet werden. Die Qualität eines sauber verhütteten Eisens oder gar geschmiedeten Stahls erreicht es jedoch selten. Als Rohmaterial lässt sich dieses Himmelseisen nicht auschliessen da durchaus große Eisenmeteoriten bekannt sind welche genug Masse zur Herstellung einer Vielzahl von Gegenständen besessen haben könnten. Aus Namibia und Grönland sind mehrere Tonnen schwere Eisenbrocken bekannt welche bis heute überdauert haben. Auch finden sich spätere Hinweise in Hethitischen Schriftquellen bekannt welche auf schwarzes Eisen hindeuten das zwar eine magere Qualität besessen haben soll aber vom Himmel kam.

Für diesen Dolch lässt sich bisher noch keine einwandfreie Aussage zur Herkunft des Metalles treffen. Die niedrige Nickelwerte im Material deuten daraufhin das eine Herstellung aus Meteoreisen eher unwahrscheinlich ist.

Rekonstruktion

Die hier gezeigte Rekonstruktion, stellt eine idealisierte Form des Dolches dar. So wurde auf kleinere Unregelmässigkeiten verzichtet und zur Arbeitserleichterung streng symmetrisch gearbeitet. Ich weiß das ist extrem Faul aber meine Zeit war leider begrenzt.

Als Grundlage dienten mehrere frei verfübgare Bilder diese zeigen den Dolch leider nur aus einer oder zwei sehr ähnlichen Perspektiven. Daher musste sehr viel frei ergänzt werden.

Am auffälligsten ist das hölzerne Verbindungsstück zwischen Griff und Knauf. Ich habe mich persönlich dafür entschieden dieses als Zwischenstück einzusetzen da die Durchbohrung des Knaufstückes auf eine Halteniete hindeutet diese sich allerdings nicht am Griff wiederfindet. Vielleicht liegt dies nur an fehlendem Bildmaterial oder ein weiteres Stück des Griffes fehlt.

Von der Dolchscheide sind nur zwei parallele Beschläge erhalten. Diese sind in der Rekonstruktion vereinfacht worden und auf eine Leder/Stoff Hülle aufgebracht worden. Die relativ breite Form dieser Scheide ist ein Kompromiss da die Beschläge mit Nieten verbunden sind und nicht die Klinge des Dolches blockieren dürfen. Allerdings liegen mir zuwenig Informationen vor um diese Form zu bestätigen. Das quadratische Endstück der Dolchscheide mit eingedrückten Flächen könnte durchaus auch Teil des Griffes gewesen sein und muss nicht zwangsläufig am Ende der Dolchscheide angebracht gewesen sein.

Die Form der Klinge habe ich nach der einfachsten möglichen Form gewählt. Sie verfügt weder über eine Rinne oder Mittelgrat, noch ist sie in irgendeiner Form verziert.

Alles in allem möchte ich deutlich sagen das es sich um eine hypothethische Idealrekonstruktion handelt die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat noch als besonders akurat angesehen werden sollte.

Über Anmerkungen und Kritik würde ich mich sehr freuen.

verwendete Software:

Krita
Blender

Literatur

Ünsal Yalcin, „Zum Eisen der Hethiter“ in Das Schiff von Uluburun (493-502), 2005.

ENGLISH TEXT

Iron Age in the near East

Iron is still one of the most important materials and pillars of our civilization. His discovery and the first regular use as a raw material for tools, weapons, armor and building materials has led in the past to such comprehensive social changes that a complete epoch has been named after him.

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This ironage starts in many areas at very different times and does not mark the first use of this material but the beginning of the regular use of iron. In the Middle East, the ironage begins in the last quarter of the 2nd century BC and leads to an extreme reorganization of the powers. Above all, the dominance of the hithites is made possible by its superior iron weapons and the economic monopoly position which brought them the trade of this raw material. At least the written history of the sources point to this. In the archaeological findings, there is little direct evidence of iron production, workstations or finished objects. This imbalance between the sources can be explained in many ways. On the one hand, the processing stations have probably not been discovered yet. On the other hand, unlike gold, copper and bronze, iron is sensitive to decay processes in the soil. Also the high value of the new material probably led to a high re-utilization rate of damaged or otherwise unusable objects.

earliest iron objects in the east

First iron objects occur already from 6000 BC. on. One of the first comes from Samarra (Iraq) and is described as a „tool“. Also in Iran, iron objects are known well before the Iron Age. They are three iron balls from Tepe Sialk. All of the very early iron objects are poorly preserved and not very well documented.

Among the early confirmed iron finds of the Orient, one is particularly striking. It is a gold-plated iron dome from a Bronze Age grave in Alaca Höyük.

Dagger Alacahoyuk
Original Dolch von Noumenon (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) oder GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

The golden handle and sheath covering it is in itself, something special. However, gold objects in the Bronze Age are rare but not unknown. This is due above all to the availability of solid gold, which is relatively pure and easy to process despite high melting temperatures. It can also be liquefied or even „cold-forged“ by means of salts even at lower temperatures.

The gold components are not uncommon since it can be relatively easily processed as a solid material and can also be forged „cold“. Nevertheless, the processing and quantity of precious metal used remains impressive. A real sensation is the blade of the dagger. It consists of iron, which is rare in the Bronze Age. The dagger itself is dated to about 2800 – 2400 BC and has thus been created more than 1000 years earlier than the actual iron processing is starting. This is also a comparatively large iron object, which remained a unique feature in its design.

 

origins of Iron

In addition to very rare solid iron deposits, iron ores as well as meteorites, sources of pig iron are considered. The smelting of iron ores should not have played any role at this time. This is due, on the one hand, to the difficult production as well as to the complex purification and smelting of the raw material. These work steps require a high degree of experience and a multitude of individual work steps. The knowledge about the processing and extraction of iron for weapons and tools must have been at least temporarily available in Alaca Höyük. This is proved by further iron finds from this site. In addition to the dagger presented here, five other objects come from various princely burials of this time horizon.

Meteors, on the other hand, can be processed relatively easily, similar to solid metals. However, the quality of a cleanly smoothed iron or even forged steel rarely reaches it. As a raw material this skyiron can not be excluded as large iron meteorites are known which could have had enough mass to produce a variety of objects. From Namibia and Greenland, for example, are several tons of heavy iron chunks known that have survived to this day. Also, later indications are found in Hethite sources of literature which point to black iron which has indeed had a meager quality but is claimed to been come from the heavens.

For this dagger, there is as yet no perfect statement about the origin of the metal. The low nickel values in the material indicate that a production from meteoris is rather unlikely.

reconstruction

The reconstruction shown here represents an idealized form of the dagger. Thus, smaller irregularities were dispensed with, and work was made to be strictly symmetrical. I know this is extremely lazy but my time was unfortunately limited.

As a basis, I used several freely available pictures wich show the dagger unfortunately only from one or two very similar perspectives. Therefore a lot had to be added freely.

Most striking is the wooden link between handle and knob. I have personally decided to use this as an intermediate piece because the bore of the knob is pointing to a holding rider, but this is not found on the handle again. Perhaps this is only due to missing image material or another piece of the handle is missing.

Only two parallel fittings are obtained from the dagger sheath. These have been simplified in the reconstruction and applied to a leather / fabric cover. The relatively wide shape of this sheath is a compromise since the fittings are connected with rivets and should not block the blade of the dagger. However, I have too little information to confirm this form. The square end of the dagger sheath with pressed-in surfaces could well have been part of the handle and did not necessarily have to be attached to the end of the dagger sheath.

The form of the blade I have chosen according to the simplest possible form. It has neither a gutter nor a central ridge, nor is it decorated in any form.

All in all, I would like to say clearly that it is a hypothethic ideal reconstruction which has no claim to completeness nor should be regarded as particularly acute.

About comments and criticism, I would be very happy.

used Software

Krita
Blender

Literature

Ünsal Yalcin, „Zum Eisen der Hethiter“ in Das Schiff von Uluburun (493-502), 2005.

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