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3D-Scan Forensik

Spuren bronzezeitlicher Nadelherstellung in 3D

Knochen werden in verschiedensten Verarbeitungsschritten zu Werkstücken verarbeitet. Häufig gelangen nicht fertiggestellte oder halb zu gearbeitete Rohstücke ins Fundmaterial von Ausgrabungen. Diese Halbfabrikate weisen häufig charakteristische Bearbeitungsspuren auf, aus denen sich Rückschlüsse auf zugehörige Fertigprodukte schließen lassen. Eine besonders typische Form stellen Metatarsen, die zur Nadelherstellung benötigt werden, dar.

Der hier vorgestellte Metatarsus gehört zu einem bronzezeitlichen Grabungsinventar und wurde von mir für meine Masterarbeit fotogrammetrisch erfasst. Auf ihm finden sich die für die Nadelherstellung typischen, tiefen Längsschnitte sowie Spuren des begonnenen abtrennen der Epiphyse. Die Hauptschnitte unterteilen den Knochenschaft in vier einzelne Kompartimente (in der schattierten Ansicht erkennbar), die danach jeweils für eine Nadel das Rohmaterial bilden. In dem hier vorliegenden Fall ist bereits eine Hälfte des Schaftes sowie ein Ende grob entfernt worden.

Auf Basis eines 3D Scans lassen sich nicht nur detaillierte Abbildungen der Bearbeitungsspuren herstellen, sondern auch Aussagen über die hypothetisch maximale gewinnbare Nadelgröße/Anzahl treffen. Die maximal erreichbare Materialmenge lässt sich mithilfe einiger Platzhalter innerhalb eines 3D-Programmes errechnen und visualisieren. So kann abgeschätzt werden, dass aus dem verbliebenen Material im Knochen, zwei weitere Nadeln mit einer maximalen Länge von 8 cm und 5 mm Durchmesser herstellbar wären.

Auch ein nachvollziehen der Schnitt- und Hackspuren, sowie des verwendeten Werkzeuges ist am 3D Modell möglich. In besonderen Fällen lässt sich mitunter auch die Abfolge einzelner Spuren detailliert rekonstruieren. Diese Vermessungen lassen sich leicht in freier Software wie Blender durchführen, das mit der 3D-Print Toolbox ein sehr taugliches Volumenbestimmungsprogramm erhalten hat. Einzig das korrekte Skalieren des Objektes sowie das Zuweisen korrekter Maßeinheiten sollten beachtet werden.

Das hier vorgestellte 3D-Modell wurde mithilfe von Agisoft Photoscan erzeugt. Dabei wurden 47 Einzelbilder verwendet. Die Gesamtberechnungszeit lag bei etwa 2 h. Die anschließenden Renderbilder wurden mit Blender angefertigt. Wobei für die schwarz/weiß/rot Abbildung, das Freestyle Modul für die angedeutete Vektorzeichnung zum Einsatz kam.

Für Fragen, Anmerkungen oder Kritik bin ich jederzeit offen!

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