3D Scans für Museen, Ausstellungen und Forschung
Bisher sind virtuelle Ausstellungen in Deutschland noch selten. Umso mehr freut uns, dass wir 2021 unseren Teil zu einer umfangreichen Ausstellung des Museum August Kestner und des Roemer- und Pelizaeus-Museums sein konnten.
Für die Ausstellung „KunstModell – Modelle von den Ufern des Nils in den Museen von Hannover und Hildesheim“ haben wir über 50 Sammlungsobjekte der beiden Museen 3D erfasst und für eine virtuelle Untersuchung und Internetpräsentation aufgearbeitet.
Die Ausstellung selbst ist eine multimediale Website, auf der Bilder, 3D-Modelle, digitale Rekonstruktionen und Videos gleichermaßen erklären, wie die alten Ägypter mit Modellen umgingen. Sie wurde 2022 gestartet und kann bis heute besucht werden.
Leider sind einige Verlinkungen in den vergangenen Jahren durcheinander geraten. Sie können aber nach wie vor die Modelle über unsere Sketchfab Kollektion abrufen.
Was ist ein Modell?
Dieser Frage stellten sich Wissenschaftler aus Hannover, Hildesheim, Kiel und Wismar und gingen dreieinhalb Jahre lang auf die Suche.
Gemeinsam mit Informatikern wurden verschiedenste Interpretationen und Definitionen altägyptischer Formen und Objekte intensiv diskutiert und ausgewertet und anschließend in neun Kategorien zusammengefasst. Diese Kategorisierung dient nun als Grundlage zur Verwaltung und Klassifizierung von hunderten Fundobjekten.
virtuelle Ausstellung als Abschluss eines Forschungsprojektes
Die gefundenen Resultate sind nicht nur in wissenschaftlichen Publikationen verarbeitet worden, sondern sollte einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Dafür sollte eine umfangreiche virtuelle Ausstellung erstellt werden.
3D gescannte Objekte sollten dabei einen prominenten Platz einnehmen, um die Formensprache und Besonderheiten der untersuchten Objekte aufzuzeigen und erlebbar zu machen.
Sie können die Sketchfab Online-Galerie auch über diesen Link erreichen.
3D Objekterfassung
Für diesen Zweck haben wir über 50 Objekte in den beteiligten Museen digitalisiert und für eine Online-Präsentation aufgearbeitet.
Innerhalb weniger Tage entstanden so mehrere Tausend Einzelbilder für die dreidimensionale fotogrammetrische Modellerzeugung (oft auch als Structure From Motion Verfahren SFM bekannt) sowie Streifenlichtscans von allen Objekten.
Die hochauflösenden Fotogrammetrie-Modelle sind zwar bis in den submilimeter Bereich genau und bieten dabei eine eindrucksvolle Farbtreue, besitzen aber keine absolute Skalierung. Die Proportionen sind relativ zueinander korrekt, haben aber keinen realen Maßstab.
Um diese Modelle auf ihre korrekte Größe zu skalieren, verwenden wir parallele Streifenlichtscans. Diese besitzen zwar eine geringere Detailauflösung, verfügen aber über reale Maße und dienen zur Skalierung der SFM-Modelle.
Die Rohdatenaufnahme in beiden Häusern wurde innerhalb von vier Arbeitstagen in der jeweiligen Sammlung abgeschlossen. Die Prozessierung der Modelle erfolgte anschließend bei Formwerk3D.
Datenexport und Langzeitarchivierung
Von jedem Objekt entstanden mehrere verschiedene Versionen. Für die internen Archive der Museen entstanden hochauflösende 3D-Daten aus mehreren Millionen Polygonen zur Analyse und für spätere Renderings.
Für die Online-Präsentation wurden die Objekte in Ihrer Auflösung reduziert, um sie schneller und leichter im WEB präsentieren zu können.
Die Langzeitarchive erfolgten über farbige Punktwolken in menschenlesbaren Punktwolken. Diese haben den Vorteil, dass sie gut archiviert werden können, robust gegenüber Schreibfehlern sind und sich unbegrenzt wieder in Modelle umsetzen lassen.
Generell wurden Standardformate verwendet, um die Daten möglichst leicht nutzbar zu machen und keine spezialisierten Programme zu bevorzugen.
Es entstanden auch umfangreiche Protokolle zum Umgang und der Details der Datenerstellung, um auch nachfolgenden Nutzern einen leichten Einstieg in die erzeugten Daten zu ermöglichen.
Online Modelle
Die fertigen Modelle wurden anschließend zu Sketchfab hochgeladen und stehen dort einem breiten Publikum in einer leicht nutzbaren Benutzeroberfläche zur Verfügung.
Die Entscheidung für Sketchfab fiel, weil zahlreiche Museen weltweit diese Plattform bereits verwenden. So sind neben dem weltbekannten British Museum auch der Louvre und das Nationalmuseum Stockholm dort vertreten. Die Plattform verfügt über ein gutes Moderationsteam und eine spezialisierte Abteilung für Cultural Heritage.
Von dort aus lassen sich die Modelle auch problemlos in andere Webseiten einbetten und präsentieren.
Ausstellungsgestaltung im 21. Jh.
Wir sind froh, dass wir bei diesem mutigen Pilotprojekt teilnehmen und helfen konnten, die Nutzungsmöglichkeiten von 3D-Modellen aufzuzeigen. Dabei ist die Präsentation nur ein kleiner Teil.
Durch die virtuellen Zwillinge ist es, für Forscher, jederzeit möglich, auf die einzelnen Objekte zuzugreifen und diese genau in Augenschein zu nehmen und mit ihren eigenen Funden zu vergleichen. Und das, ohne dass das Objekt das sichere Archiv verlassen muss. Über Zeit kann so ein umfangreiches Archiv der Menschheitsgeschichte entstehen, das eine weitaus höhere Informationsdichte hat als einfache Abbildungen in traditionellen Publikationen.
Wenn auch Sie Interesse an der Digitalisierung Ihrer Sammlung oder Einzelobjekte haben, melden Sie sich gern!