Aufnahmeschwierigkeiten
Vor einigen Wochen hatte ich die Möglichkeit, eine komplett frei stehende Kirche aus dem Havelland aufzunehmen. Als Archäologen wurden wir hinzugezogen, um einen kleinen Bereich des Mauerwerks zu dokumentieren, während dieses restauriert wurde.
Im Anschluss daran nahm ich meine Kamera und dokumentierte die Kirche aus allen mir möglichen Winkeln und Perspektiven. Nach etwa 20 Min. waren wir dann auch schon wieder auf dem Rückweg.
Leider war dieser erste Satz Bilder nicht brauchbar, da ich Fehler bei der Auswahl meiner Standorte getroffen hatte. Glücklicherweise hatte ich kurze Zeit später wieder in der Gegend zu tun und nahm neue Bilder auf. Aus diesen etwa 150 Bildern entstand das Modell, das ich im Folgenden vorstellen möchte.
Die Glienicker Dorfkirche steht auf einem freien Grundstück und ist so von allen Seiten relativ gut zu fotografieren. Problematisch ist nur die Aufnahme der Turmdetails.
Gotteshaus in 3D
Nach dem Aufarbeiten der Bilder entstand daraus dieses 3D-Modell der kompletten Kirche. Im Bereich des Dachfirstes und an einigen Stellen des Turms müssen einzelne Fehlstellen aufgefüllt werden, beziehungsweise überarbeitet werden.
Architekturaufnahme anhand eines 3D-Modells
Natürlich ist ein interaktives 3D-Modell schon sehr nützlich und veranschaulicht gut die Form und den generellen Aufbau der Kirche. Aber einen echten Mehrwert bieten die daraus extrahierbaren Renderbilder.
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl16-e1424991649810.jpg)
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl15-e1424991679284.jpg)
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl11.jpg)
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl18.jpg)
Diese sind ähnlich verzerrungsfreier Architekturbilder zur Kartierung von Schäden und Bauphasen geeignet. Dadurch kann auf teure Spezialobjektive verzichtet werden, auch wird so relativ wenig Raum zum Fotografieren benötigt. Die Kirchenfront zum Beispiel bietet nicht genügend Platz, um komplette Frontaufnahmen zu fotografieren.
Aus dem Modell können auch Schnitte entnommen werden, um so die Grundrisse des Gebäudes auf verschiedenen Ebenen zu vermessen und zu visualisieren.
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl14.jpg)
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl13.jpg)
Ebenfalls können die komplexeren Bereiche direkt hervorgehoben werden.
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl201.jpg)
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl22.jpg)
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl25.jpg)
![](https://blog.praehist3d.de/wp-content/uploads/2015/02/pl27.jpg)
Als Anwendungsgebiete bietet sich die Bauforschung geradezu an, da hier direkt auf einem Modell die verschiedenen Phasenkartierungen durchgeführt werden können. Daneben muss am echten Objekt nur noch ein Skalierungsmaß vorhanden sein, um die komplette Kirche zu einem Messmodell zu machen.
Die Renderbilder wurden alle direkt aus der Punktwolke des Modells erstellt.
Kontakt aufnehmen:
Haben Sie Interesse an 3D-Scans, Drucken, Rekonstruktionen, Workshops oder Fragen? Dann melden Sie sich!
5 Antworten auf „Eine Kirche aus Pixeln“
Wie hast du die Kirche fotografiert, um auch das Dach zu bekommen? Erhöhte Position?
Ich habe Problem, dass homogene Oberflächen (wie z.B. ein gleichfarbiges Dach) nicht genügend Informationen enthält, um matching points zu generieren. Welche Tricks kann man denn da anwenden?
Dann hätte ich noch einige Fragen zur genutzten Auflösung der Bilder und das Bildformat.
Hallo ich habe rund um die Kirche herum Bilder geschossen. Idealerweise war um die Kirche herum genügend Platz um bis auf das Dach hinauf zu fotografieren. Nur im Turm selber blieben einige Fehlstellen die ich nur mit dem auffüllen von Polygonen halbwegs schliessen konnte.
Das Dach selbst wird durch die mit auf dem Bild erfassten wandstrukturen gematched. Es sind auf den Bildern also immer Teile der Wand und Teile des Daches vorhanden um die Kamera im Raum zu verorten.
Die Auflösung der Bilder zur Modellerstellung beträgt 18 MP (Canon Eos 600d, Standard Kit Objektiv) fotografiert habe ich in RAW (cr2) und zur Verarbeitung die Bilder in TIFF umgewandelt.
Ich hoffe das konnte die Fragen halbwegs beantworten wenn mehr da sind einfach kommentieren 🙂
Mich würde interessieren, mit welcher Software die Auswertung gemacht wurde. Ist dies eine freie Software ala 123D Catch oder dann doch eine „Profisoftware“ ala Photomodeller? Bei den Screenshots sieht es so aus, als ob die Verknüpfung einzelner Scans mit meshlab gemacht werden. Ein Tip würde mir weiterhelfen, da ich die bei uns ausgegrabenen Grundmauern einer römischen villa rustica zumindest im Modell erhalten möchte, da das Neubaugebiet leider kommen wird, und die Mauern verschwinden werden.
Danke schon mal im vorraus.
Hallo erstellt sind die Modelle hier vor allem mit Photoscan von Agisoft. Mit den Bundler Tools, und Visual SFM lassen sich aber ähnlich gute Ergebnisse erzeugen.
Einzelne Scans mit Meshlab habe ich nur im Falle des ersten Keramikscans und der Fibel aus Niedersachsen. Mittlerweile ist dies nicht mehr nötig, da es durch geschicktes freistellen vermieden werden kann.
Sollten sie Hilfe benötigen das Modell der römischen Grundmauern zu erstellen senden sie mir doch eine E-Mail.
kontakt@praehist3d.de
[…] The original entry can be found here. […]