Geschichte der Krippendarstellungen
Der erste Beleg für ein Nachstellen der Geburt Jesu und des umgebenden Geschehens findet sich in Greccio 1223 durch Franz von Assisi. Dieser nutzte statt einer Predigt erstmalig Menschen und lebende Tiere, um bildlich die biblischen Überlieferungen nachzustellen. Darauffolgend finden sich Weihnacht- und Osterdarstellungen vermehrt in Klöstern, Kirchen und Kapellen, bis ab 1750 eine Reihe von Verboten, von Weihnachtskrippen in öffentlichen Gebäuden, dazu führte, dass die Krippendarstellungen sich in die Wohnungen der Menschen verlegten. Dieser Fokus auf die eigenen Krippenfiguren blieb auch nach der Aufhebung der Verbote bestehen, sodass die Miniatur Dioramen bis zur Verdrängung durch den Christbaum im 19. Jh. den Mittelpunkt katholischer Weihnachtsfeste bildeten.
Digitalisierung der Krippenfiguren
Auch heute gehört zu Weihnachten traditionell, jedenfalls in Deutschland, ein Satz Krippenfiguren, die jedes Jahr aufs neue zu einem kleinen Diorama zusammengestellt werden. Gerade als Kind war es ein ganz besonderer Tag, wenn die Krippenfiguren aus dem Keller geholt wurden und wir sie selbst aufstellen durften.
Die hier vorgestellten Figurinen bestehen im Original aus Gips und befinden sich seit mehreren Generationen in Familienbesitz. Meine Großmutter hat viele selbst mithilfe von Schlauchformen gegossen, anschließend bemalt und mit Filzfüßen versehen. Leider ist niemandem aus meiner Familie mehr genau bekannt, von wo und wann der ursprüngliche Figurensatz stammt.
Ende 2017 habe ich die Gelegenheit ergriffen und den kompletten Satz Miniaturen mittels Fotogrammetrie erfasst und begonnen sie in 3D-Modelle umzuwandeln. Pro Figur wurden 126 Bilder in drei Aufnahmereihen angelegt, um eine bestmögliche Qualität zu erreichen, ohne zu lange Prozesszeiten zu generieren.
Die nur leicht glänzende Oberfläche eignete sich hervorragend für den 3D-Scan und führte nur in seltenen Fällen zu verrauschten Gitternetzen. Auch die Lackierung mit sehr dünnem Lack, der sich vorwiegend in den Falten und Vertiefungen anreicherte, störte nicht bei der virtuellen Rekonstruktion der Objekte und ergab eine wunderschön detaillierte Textur.
Insgesamt habe ich alle zwölf Figuren digitalisiert, die sich in vier Untergruppen gliedern. Zum einen die heilige Familie selbst bestehend aus Maria, Joseph und dem Jesus Kind. Die zweite Gruppe bilden die heiligen drei Könige, oder Weisen aus dem Morgenland, Balthasar, Caspar und Melchior, die dem neugeborenen Heiland Geschenke bringen. Nicht fehlen dürfen auch die Schäfer, die dem Stern zum Stall folgten und so, zusammen mit ihren Schafen, Zeugen der Ankunft des Heilands wurden. Die letzte Gruppe bildet ein Esel und ein Ochse, die, laut Bibel, die ursprünglichen Hauptbewohner des Stalls waren.
Alle Objekte besitzen zwischen 3 Millionen bis 300.000 Polygone und lassen sich so wunderbar für einen 3D-Ausdruck auf modernen FDM oder SLA Maschinen nutzen. Je nach Slicer und Hardware müssen die Modelle vielleicht noch einmal in Ihrer Polygon zahl reduziert werden, um nicht zu Abstürzen zu führen.
Die Modelle stehen für jeden, der diese selbst drucken möchte zum Kauf bereit. Bisher liegen sie nur auf CGTRADER, werden aber in den nächsten 14 Tagen voraussichtlich auch auf Sketchfab, Blendermarket und weiteren Portalen verfügbar gemacht.
Ausblick
Die nächsten Arbeitsschritte, die ich an diesen Modellen noch vornehmen möchte ist die Reduzierung zu Low Poly Modellen, welche sich viel leichter in 3D Animationen und Renderings verarbeiten lassen. Dabei wird das Ausgangsgitter (Mesh) von mehreren Millionen auf einige wenige Tausend Polygone reduziert und anschließend die Farbtexturen sowie die Geometriedetails als Texturen „gebacken“.
Auf diese Weise beanspruchen die Modelle erheblich weniger Speicher und können um ein Vielfaches schneller verarbeitet werden. So wird eine Nutzung in Animationen und VR sowie AR möglich. Die dabei entstehenden Modelle werden ebenfalls in dem nun online stehenden Satz beigefügt, sobald sie fertiggestellt sind. Dies kann allerdings noch einige Zeit dauern.
Für Kommentare, Anfragen, Rückfragen oder Ähnliches stehe ich gern jederzeit zur Verfügung.