Die Halle des „Fürsten“/ a „princely“ residence

English version below...

Von der Grabung..

Die Freie Universität Berlin führt seit mehreren Jahren eine Untersuchung des Fundplatzes Hitzacker-Marwedel durch. Dieser ist vor allem durch den Fund zweier reicher „Fürstengräber“ der Kaiserzeit (2. Jh. n. Chr.) bekannt. Im Fokus stand während dieses Projektes vor allem der zu den Gräbern gehörende Siedlungsplatz, welcher sich über 20 ha des umliegenden Landes erstreckte. Dabei konnten bis heute mehr als 30 Grubenhäuser, Reste von Rennfeueröfen und Spuren von Edelmetalverarbeitung aufgedeckt werden.

DFG Projekt Forschungsgrabung Hitzacker-Marwedel

… zur Austellung

2008 ergab sich die Möglichkeit eine Sonderausstellung im archäologischen Zentrum Hitzacker, zu den Grabungsergebnissen der kaiserzeitlichen Befunde, zu konzipieren. Diese Ausstellung sollte unter anderem in einem Bachelorkurs der FU-Berlin von Studenten mitgestaltet werden. So wurde Studenten wie mir näher gebracht welche Arbeiten nötig sind, um eine Ausstellung einzurichten. Dabei mussten Vitrinen mit Funden und schlüssigen Erklärungen gefüllt werden, ein Diorama der gesamten Siedlungsfläche sollte entstehen und auch eine 3D Animation zum vermutetem Fürstensitz.

Die Rekonstruktion eines Fürstensitzes

Zusammen mit einem Kommilitonen schloss ich mich der 3D Animations Gruppe an die im Verlauf des Semesters stark zusammenschmolz bis nur noch wir beide übrig blieben. Dazu sollte noch gesagt werden das wir alle noch nie etwas vernünftiges mit 3D Programmen gemacht hatten und die ersten Ideen von fotorealistischen Landschaftspanoramen und begehbaren Gehöften schnell gedämpft wurden. Zwar haben wir nach vielen Versuchen zwei Animationen zusammengestrickt bekommen die in der Qualität allerdings nicht mit professionellen Animationen mithalten konnten.

Die Idee

Anfangs sollte ein Rundflug über die komplette Landschaft entstehen sowie ein Blick ins innere des Haupthauses der Siedlung zur Zeit der Fürstengräber. Da allerdings die Diorama-Gruppe ebenfalls eine Landschafts- und Siedlungsrekonstruktion vornahm und sich schnell herausstellte das wir in einem Semester nicht genug Können aufbringen werden um dies in 3D umzusetzen, entschieden wir uns zur Erstellung zweier einzelner Szenen. So sollten die beiden Grabhügel der Fürsten als Idealrekonstruktion direkt nach ihrer Fertigstellung gezeigt werden sowie das Innere eines hypothetischen Fürstensitzes.

Die Grabhügel

Die 1928 und 1944 entdeckten Gräber enthielten eine außerordentlich reiche Grabausstattung inklusive diversen römischen Importstücken. Da es sich um Altfunde aus der ersten Hälfte des 20. Jh. handelt, ist die Dokumentation der die Gräber umgebenden Befunde eher dürftig ausgefallen.
Für unsere Rekonstruktion nahmen wir eine Überhügelung beider Gräber an. Aus der Idee heraus das nachfolgende Generationen diese Gräber regelmäßig aufsuchten, rekonstruierten wir eine Einfassung sowie eine Markierung der Spitze der Hügel mit großen Findlingen.
Der die Hügel umlaufende ausgetretene Weg ist ebenfalls Teil der Idee das diese Hügel wiederholt durch Nachkommen aufgesucht wurden. Die insgesamt sechs Speere die in zwei Dreiergruppen den Beginn des Weges markieren entsprechen keinerlei Befund und sind nur als hypothetische Ziergegenstände eingefügt.

Ein Rundgang um den Grabhügel

Die Halle

Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Rekonstruktion, waren noch keine Befunde die einen kaiserzeitlichen Fürstensitz in der Region zeigen bekannt. Daher bedienten wir uns als Quellen ein wenig bei mythischen Überlieferungen und dem allgemeinen Aufbau kaiserzeitlicher Langhäuser.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen das es sich um eine sehr hypothetische Rekonstruktion handelt!
Wir entschieden uns für ein großes dreischiffiges Langhaus mit Walmdach, ähnlich den auf der Feddersen Wierde gefundenen Häusern.

 

Den Innenraum unterteilten wir in zwei Bereiche. Einmal in einen Herrschaftlichen Raum der quasi als Methalle oder Versammlungsraum gedient haben könnte und in einen Stallteil, in dem der Besitz des örtlichen Herrschers sicher aufgestallt werden konnte.

Inneneinrichtung

Bei der Frage der im Wohnbereich zu platzierenden Möbel und Gegenstände überlegten wir lang bis wir uns für eine Kombination aus Klinen/Bänken als Sitz- und Liegefläche und Schilde als Wanddekoration. Funde dieser aus dem mediterranem Raum stammenden Möbel sind in Mitteleuropa schon seit der vorrömischen Eisenzeit immer wieder gemacht worden und deuten an das diese bei höhergestellten Individueen beliebt waren. Im Zentrum sollte eine Feuerstelle mit einem darüberhängenden Funkenfänger stehen. Dieser besteht meist aus Stoff oder einem Fell, das befeuchtet wird um so das Schilfdach vor aufsteigenden Funken zu schützen.

Die fertige Szene

Getrennt wurden die beiden verschiedenen Innenbereiche des Langhauses von einer Wand und einem Vorhang im Durchgangsbereich. Weitere Gegenstände wurden im Wohnbereich hinzugefügt. So hängen Trinkhörner an den Pfeilern und Speere stehen an der Trennwand. Auch eine Tür zum Außenbereich, sowie ein Holzfußboden wurde hinzugefügt.

Das Gehöft

Anfangs hatten wir geplant den Außenbereich auch mit einer Art Rundflug, um ein Gehöft zu animieren. Allerdings reichte die Zeit zur Bearbeitung nicht mehr. Daher entstanden nur einige Konzeptvideos sowie Testbilder.

Rundgang durch die Halle

Zusammenfassung

Die hier veröffentlichten Bilder und Videos entstanden im Zuge eines Kurses an der Freien Universität Berlin. Sie basieren lose auf den Grabungsergebnissen der Ausgrabung Hitzacker. Seit 2008, dem Entstehungsjahr der Animationen, hat sich der Forschungsstand zu Hitzacker Marwedel stark verändert.

Ich danke Sebastian das er bis zum Ende an der Rekonstruktion mitgewirkt hat.

Literatur
  • O. Harck, Siedlungsfunde bei den „Fürstengräbern“ von Marwedel, Kreis Lüchow-Dannenberg. In: Studia Antiquaria [Festschr. N. Bantelmann]. Universitätforsch. Prähist. Arch. 63 (Bonn 2000) 151–158.
  • H.-J. Nüsse, Geomagnetische Prospektion und archäologische Untersuchungen bei den „Fürstengräbern“ von Marwedel, Ldkr. Lüchow-Dannenberg. Praehist. Zeitschr. 82, 2007, 85–113.
  • H.-J. Nüsse, Alltägliches und Nichtalltägliches bei den „Fürsten von Marwedel“. Arch. Niedersachsen 12, 2009, 52–54.
  • H.-J. Nüsse, DFG-Projekt: „Herrenhöfe bei Prunkgräbern der römischen Kaiserzeit in Hitzacker-Marwedel“ – Aktuelle Ergebnisse und Perspektiven. Praehist. Zeitschr. (im Druck).

English Version

sorry for the bad Spelling

From excavation…

The Freie Universität Berlin for several years has been conducting an investigation of the Hitzacker-Marwedel site. This is mainly due to the find from two rich „princely tombs“ of the imperial period (2nd century AD). The focus during this project was mainly belonging to the settlement area near the graves, which extended over 20 acres of the surrounding country. The several excavations revealed precious metal processing, more than 30 pit houses and the remains of iron furnaces.

DFG Projekt Forschungsgrabung Hitzacker-Marwedel

… to exhibition

In 2008 the opportunity arose, to help design a special exhibition at the Archaeological Center Hitzacker, showing the excavation results and finds of the imperial era. This exhibition should be made as an student course at the FU Berlin. So students as I was brought closer to what work is necessary to set up an exhibition. Showcases have to be filled with findings and coherent explanations, a diorama of the entire settlement area should arise and also a 3D animation of the suspected residence was planned.

The reconstruction of a residential house

Together with a fellow student I joined the 3D animation group in the course of the semester dwindled sharply until only the two of us were left. This should be said that we all had never done something useful with 3D programs and the first ideas of photorealistic panoramic landscapes and walkable enviroments were quickly subdued. Although we have knitted together two animations after many attempts, but these could not compete in quality with professional animations.

The Idea

Initially we planned, a scenic flight over the entire landscape to be created as well as a view into the interior of the main house of the estate at the time of princely graves. However, since the Diorama Group also undertook a landscape and settlement reconstruction and it quickly turned out that we are not muster enough skills in a semester to put this into 3D, we decided to create two individual scenes. Thus, the two grave hills of the princes should be shown as an ideal reconstruction immediately after its completion, as well as the inside of a hypothetical princely residence.

The grave mounds

1928 and 1944 discovered graves contained an extraordinarily rich grave goods including various Roman import pieces. Since these are old finds from the first half of the 20th c., the documentation surrounding the tombs findings is been rather poor.
From the idea to the future generations sought out these graves regularly, we reconstructed a skirt and a mark the top of the hill with large boulders.
The hills surrounding the beaten path is also part of the idea that these mounds were repeatedly visited by descendants. The six spears that mark in two groups of three the beginning of the path do not correspond to any findings and are inserted only as a hypothetical ornaments.

a Walk around the grave mounds

the longhouse

At the time this reconstruction was made there were no findings of an imperial prince headquarters in the region known to get some examples for the design and layout. Therefore, we used parts of the Beowulf Saga and the general structure of Roman Iron Age longhouses as sources.
I would once again like to point out that this is a very hypothetical reconstruction!
We chose a large three-aisled structure with a hipped roof, similar to the houses found on the Feddersen Wierde.

The interior we divided into two sections. Once in a manorial space that could have served as a kind of mead hall or meeting room and into a stable part where the ownership of the local ruler was safely housed individually.

interior

On the question of place in the living room the furniture and objects we thought long until we opted for a combination of klinai / benches for sitting and lying surface and shields on the wall. Finds of this coming from the Mediterranean area furniture has been made in Central Europe since the pre-Roman Iron Age, and suggest that these were popular with highly placed individuals. In the center the placed a fireplace with an overhanging spark arrester. This usually consists of fabric or fur that is wetted so as to protect the thatched roof before ascending sparks.

The final scene

The two different interiors of the house are divided by a wall and a curtain in the passage area. Other items have been added in the living area. There hang drinking horns on the pillars and spears are on the partition. Also, a door to the outside, and a wooden floor was added.

the homestead

Initially we had planned  kind of flight to animate a homestead. However, the time was not enough for editing. Therefore, only some concept videos and test renders were made.

take a walk through the longhouse

summary

The published pictures emerged in the wake of a course at the Freie Universität Berlin. They are loosely based on the results of the archaeological excavation Hitzacker. Since 2008, the year of the animations, the state of research on Hitzacker Marwedel has changed dramatically.

I am grateful to Sebastian that he was involved until the end of the reconstruction.

literature

  • O. Harck, Siedlungsfunde bei den „Fürstengräbern“ von Marwedel, Kreis Lüchow-Dannenberg. In: Studia Antiquaria [Festschr. N. Bantelmann]. Universitätforsch. Prähist. Arch. 63 (Bonn 2000) 151–158.
  • H.-J. Nüsse, Geomagnetische Prospektion und archäologische Untersuchungen bei den „Fürstengräbern“ von Marwedel, Ldkr. Lüchow-Dannenberg. Praehist. Zeitschr. 82, 2007, 85–113.
  • H.-J. Nüsse, Alltägliches und Nichtalltägliches bei den „Fürsten von Marwedel“. Arch. Niedersachsen 12, 2009, 52–54.
  • H.-J. Nüsse, DFG-Projekt: „Herrenhöfe bei Prunkgräbern der römischen Kaiserzeit in Hitzacker-Marwedel“ – Aktuelle Ergebnisse und Perspektiven. Praehist. Zeitschr. (im Druck)

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2 Antworten

  1. Hallo,
    es tut mir leid, mich schon wieder melden zu müssen. aber deine Konstuktionen halten weder einem Windstoß noch der Eigendynamik stand. Für das Innengerüst brauchst du Kopfstreben vom Pfosten zum Bundbalken und am besten auch noch zum Rähm. Die Dachsparren (oder wie auch immer man sie bei deiner Konstruktion nennt), fallen herunter, wenn sie nicht anständig (und nicht mit Seilen) im First und am Fußpunkt zusammengehalten werden. Das heißt, du brauchst eine schlüssige Verbindung mit dem Bundbalken über den Pfosten des Mittelgerüstes, z. B. einem Kamm und für das Wandrähm am besten Streben vom Sparren zum Mittelständer. Der Winddruck auf die Giebelseiten wird schon gut aufgefangen durch die Walme, aber eine oder zwei Windrispen wären noch sicherer.
    Ich weiß. archäologisch ist das nicht nachzuweisen, aber statisch waren sie ja auch keine Analphabeten.
    Ansonsten schöne Innenraumrekonstruktion (ohne, dass ich Experte bin).
    Viele Grüße, Katrin Atzbach.

  2. Danke für den Beitrag.

    Ja ich weiß wir haben in dieser Rekonstruktion extrem viel weggelassen. Und diese Rekonstruktion würde keine Sekunde stehen bleiben. ^^

    Es war damals einfach zu viel Aufwand vor allem weil wir erst begonnen hatten diese Programme zu nutzen. In Zukünftigen Rekonstruktionen gelobe ich Besserung.

    Update: Das mit den Windrispen muss ich mir unbedingt mal ansehen, das klingt wie eine interresante wenn auch schwer nachzuweisende Ergänzung.

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